KOLYMA – STRASSE DER KNOCHEN (DOK)

Kolyma, genannt „Die Straße der Knochen“ oder „Weg des Todes“, ist eine 2.000 km lange Landstraße, die durch den tiefsten russischen Nordosten führt. Sie entstand in Stalins Ära in den Jahren 1932-1953 und ist nach dem Fluss Kolyma, den sie kreuzt, benannt. Wegen der beträchtlichen Goldfunde wurden in der Kolyma-Region insgesamt 160 Arbeitslager errichtet. Millionen Menschen haben sie unter schrecklichsten Bedingungen erbaut und bewohnt.

Über drei Millionen davon ließen dabei ihr Leben. Für Beerdigungen gab es keine Zeit, Leichen wurden am Rand der Straße zugeschüttet oder die Knochen liegen bis heute dort: Ein Friedhof, wohl der längste der Welt.

Kolyma ist ein Symbol von ähnlichem Gewicht wie Auschwitz. Aufgrund der Abgelegenheit und des Polarklimas wurde diese Gegend zu einem der entsetzlichsten Lager des sowjetischen Straflagersystems, das als „Gulag“ bekannt ist.

Für meinen Film möchte ich nach Kolyma fahren und auf der Route der Gefangenen, in dem Land von Gold und Tod, recherchieren. Mein Ziel ist, filmisch einzufangen, wie es sich an einem solchen Ort heute lebt. Kann man dort lieben, lachen oder glücklich sein? Wie weint es sich dort heute und warum? Wie gebärt man und erzieht die Kinder? Wie verdient man Geld, säuft Wodka, singt oder stirbt? Ich will mir anschauen, wie man dort Brot bäckt, betet, sich streitet oder prügelt. Und wovon man träumt, falls man dort überhaupt vor Kälte träumt.

Reiseroute: Die Stadt Magadan markiert den Eintritt in die Kolyma-Hölle und die Anfangsstation unserer Filmreise. Die Endstation ist die Stadt Jakutsk, die im Winter die kälteste Großstadt weltweit ist und unweit vom Kältepol eine der letzten bewohnten Gebiete der Erde. Entlang der Kolyma-Trasse liegen etwa 50 Ortschaften, alle von den Gulag-Häftlingen gebaut. Es sind gottverlassene, gottgläubige Dörfer und Städte, in denen man noch immer in den Dauerfrostböden nach Gold und anderen Edelmetallen gräbt und in denen noch immer der eigentliche Gott Stalin ist.

[Quelle: TAG/TRAUM Filmproduktion]


Montage: Emil Rosenberger und Stanislaw Mucha

Regie: Stanislaw Mucha
Produktion: Gerd Haag, TAG/TRAUM Filmproduktion Köln
Kamera: Enno Endlicher
Musik: Eike Hosenfeld, Moritz Denis und Tim Stanzel
Ton: Tim Altrichter
Buch: Stanislaw Mucha

Genre: Dokumentarfilm
Deutschland, 2017.

Premiere: 60. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm 2017